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Samstag, 17. Februar 2007

Herzhafter Untergang

Die vierte Folge der neuen, 7. Hausmeister-Krause-Staffel konnte mit einem Feuerwerk an Köstlichkeiten aufwarten. Allein schon von der Handlung: Auch diesmal keine Geschichte aus dem Alltag, aber im Gegensatz zur ersten Folge auch nicht völlig fern jeder Realität, vor allem aber hervorragend ausbaubar, wie man es demonstriert hat.

Am Anfang der Geschichte begegnet Dieter in der Siedlung einen Leergut sammelnden Obdachlosen und malträtiert ihn, ganz im Sinne der Hausordnung. Mit Karl Dall hat man sich hier mal eine ganz exquisite Besetzung geleistet. Kurz darauf erfährt der jute Hausmeister plötzlich über eine Steuerforderung des Finanzamts, dass auf dem Standesamt vor 28 Jahren nicht er, sondern versehentlich der Trauzeuge Herbert Lissy geheiratet hat. Wohl zum ersten Mal in der Serie hört man hier übrigens den Nachnamen von Herbert: Fink. Dieser Irrtum wird der marode Stein, durch den von nun an Dieters ganzes Lebensgebäude zerbricht. Es werden sämtliche Register gezogen, die die bisherigen 6 Staffeln Hausmeister Krause hergegeben haben: Krause und Lissy müssten, wie sie glauben, nochmal heiraten, Lissy aber von ihrem bisherigen Eheleben die Schnauze voll und hat nun den passenden Anlass, ihre Gefühle eskalieren zu lassen. Das mangelhafte Geschlechtsleben wird wieder einmal aufgegriffen, und sogar der letzte Dreck, den es in Ehestreitigkeiten und zwischenmenschlichen Beziehungen geben kann, wird munter zu Tage befördert: Lissy wirft Dieter spontan an den Kopf, warum sie "seine" beiden - zugegebenermaßen etwas verhaltensauffälligen - Kinder, nunmehr ja "uneheliche", überhaupt großziehen musste. Daraufhin äußert Dieter wiederum spontan seine Vorzüge für "seine" Carmen, aus der ja noch etwas geworden sei, im Gegensatz zu "Lissys" mistratenem Tommy, den diese natürlich sogleich an die Brust nimmt - also das Klischee von der Vater-Tochter- und Mutter-Sohn-Präferenz und das mitunter Schlimmste, was man den eigenen Kindern gegenüber sagen kann.

Unterdessen versucht Kamerad Hubert aus dem Dackelklub, der ja seither der umtriebige Gegenspieler Dieters war, den trotteligen Herbert gegen Dieter aufzustacheln, weil dieser ja seine Frau "gestohlen" hat. Und wie schon in früheren Folgen heißt die brutale Hetzparole für den leicht manipulierbaren Herbert: "Du musst den Rüden wegbeißen!" Durch das Zusammenkommen vieler wohlkomponierter Zufälle gelingt es Dieter schließlich, auch noch von Herrn Makielski im Streit gekündigt zu werden, von Lissy, die nun ihren "rechtmäßigen Ehemann Herbert" an ihrer Seite hat, einen Laufpass zu bekommen und im Dackelklub der Verkündigung seines Ausschlusses aufgrund von "Betrug" und "Ehefrauenraub" beizuwohnen, sogar mit der Auflage, dass der Name "Dieter Krause" wegen "besonderer Schwere der Schuld" nie mehr im Klub genannt werden darf. Herzzerreißend die Szene, als Dieter beim Verlassen des Klubs zum letzten Mal wehmütig den Kameradengruß "Alles für den Dackel, alles für den Klub" von drinnen vernimmt.

Alles verloren habend, trifft Dieter unter einer Brücke den Obdachlosen wieder, den er einst aus der Siedlung vertrieben hat, und bittet ihn um einen Löffel Suppe. Er wird freundlich in seiner neuen Bleibe aufgenommen und beschließt: "Ab sofort ist mir alles scheiß-egal!" Es scheint, als sei der einstige Spießbürger nun zum Anarchismus bekehrt worden.

Es folgt ein Sprung in die Zeit nach zwei Wochen. Man sieht Dieter, wie er seinen Bereich unter der Brücke rechteckig mit Glasflaschen abgesteckt hat und gerade sauberfegt. Den Obdachlosen, der daneben schläft, tyrannisiert er, der Faulpelz solle gefälligst endlich zum Dienst antreten und Leergut sammeln gehen. Dabei verweist "Brückenmeister" Krause, der mit seinem Bartansatz nun etwas an Wolfgang Stumph erinnert, auf die von ihm verfasste "Brückenordnung" an der Brückenwand. Und wenig später ist sogar eine "Klubsitzung" anberufen, zu der der "Vizevorsitzende" natürlich auch pünktlich zu erscheinen hat. Doch der Brückenkamerad will Dieters Schikane nicht mehr länger ertragen und geht, zum zweiten Mal hat Krause anscheinend alles in seinem Leben verloren, ehe er plötzlich die Stimme von Lissy hört, die mittlerweile - wie auch alle anderen Beteiligten - ein schlechtes Gewissen bekommen hat und nach ihm sucht. Was für ein Moment ist es doch, als Dieter und Lissy sich alleine unter der Brücke in die Arme fallen, eine knappe, kurze Szene, keineswegs überschwänglich oder theatralisch, es ist still im Hintergrund. Gerade hier merkt doch man die Qualitäten, die hinter dieser scheinbar einfachen und derben Unterhaltungsserie stehen. Nach all den seelischen Offenbarungen, die beide Protagonisten in der Geschichte erfahren haben, ist es ein besonderer Augenblick, jenseits von kitschigem "Nun wird alles gut" und Friede-Freude-Eierkuchen, aber auch jenseits von aller bisher vorherrschenden Gehässigkeit und Polemik.

Facit: Diese Folge ist einer der Höhepunkte der Hausmeisterserie, auch in der Hinsicht, dass sie sämtliche Konfliktmotive der bisherigen Serie aufgreift und dadurch quasi eigenhändig parodiert, sie bündelt, zuspitzt und schließlich zu einem großen Knall führt, der drastischer ist als alles zuvor.

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